Kurzfassung

Im griechischen Original verliert Orpheus, der begnadete Sänger, seine geliebte Eurydike an den Hades: sie stirbt. Seine Trauer ist unermesslich und er beschließt, Eurydike aus dem Totenreich zurück zu holen. Das wird ihm von Hades, dem Herrn der Unterwelt sogar erlaubt, aber nur wenn er sich auf dem Weg nach oben nicht umdreht, um zu checken, ob ihm Eurydike auch folgt. Leider schafft er es nicht, und Eurydike ist für ihn immer verloren.

In meinem Stück hat Hades selbst ein Problem mit seiner Frau. Persephone, die ja nur ein halbes Jahr bei ihm in der Unterwelt bleiben muss, kehrt Im Frühling wieder auf die Erde zurück. Der Abschied steht kurz bevor. Das ist Hades gar nicht recht. Auch Persephones Großmutter Hekate nervt ihn.

Am Anfang des Stücks ist die Unterwelt ein vergessenes, verstaubtes bayrisches Gasthaus, in dem ein verschlampter Wirt und seine Großmutter Mari hausen. Bis eines Tages eine junge Journalistin auftaucht, die für den BR eine Reportage über dieses Wirtshaus machen will. Kurz zuvor hatte sie auf dem Weg einen Unfall mit ihrem Motorrad und kommt etwas ramponiert an. Ihr Mitarbeiter (Kamera und Licht) und Freund Orfi ist leider noch nicht da.

Dieke, so heißt die Journalistin, wird freundlich aufgenommen. Sie checkt aber nicht, dass ihre Zeit abgelaufen ist und sie sich wortwörtlich in der Höll befindet, eben in der Bayrischen Höll.

Der Wirt, also der Teufel, will sie für seine Küche verwursten, aber das verhindert die Großmutter. Dann fängt er an, sich in Dieke zu verlieben, was aber aus gewissen Gründen lebensgefährlich für ihn ist. Deshalb ist er froh, als am anderen Tag Orfi endlich auftaucht. Dieke ist stinksauer und hat den Verdacht, dass er fremd gegangen ist. Das stimmt und zwar mit der verjüngten Großmutter. Mari kann jung und alt sein. So gibt es zwei Paare überkreuz. Zusammen mit einer Busladung verunglückter Walfahrer wird das Wirtshaus endlich voll und Irrungen und Wirrungen sorgen für einen fröhlich chaotischen und überraschenden Schluss mit der Wiedergeburt des Teufels.

 

Verlegt ist es beim stückgut Verlag München. Textbücher sind dort zu erwerben.

 

 

Hier eine kurze Textprobe:

1. Akt

 

Im Wirtshaus zur Wiederkehr

 

 

Karge Gaststube, dunkel und staubig. Licht nur aus der hinteren Küchentür-Durchreiche. Man hört wie Töpfe hin- und her geschoben werden. Fett spritzt, Wasser zischt, ein Messer hackt. Der WIRT hinkt herein. Er ist in mittleren Jahren, fett, verschlampt und unrasiert. Er schenkt sich was ein. Draußen heult ein Hund gottserbärmlich. Der WIRT hinkt zur Eingangstür und reißt sie auf.

 

1. Szene

 

WIRT:            Kusch! Halt’s Maul, du Malefitz-Teufelshund!

 

Der Hund ist still. Der WIRT verschwindet wieder in der Küche. Eine kleine alte, schwarz gekleidete Frau, MARI, huscht durch die Eingangstür und setzt sich an einen Tisch. Sie räkelt sich wohlig. (Weil sie nämlich gerade von einem Liebesabenteuer kommt.) Als der WIRT erscheint, sackt sie zusammen, erscheint gebeugt und uralt. Er stellt ihr einem gefüllten Teller hin.

 

WIRT:                        Iss! ... Iss was. An Löffl, oan Löffl.

 

MARI:            I hab koan Hunger.

 

WIRT:            Du muaßt was essen, Großmamm!

 

MARI:            Des Gfrass mag i net.

 

WIRT:            Na halt net.

 

MARI:            Ana rana, Nudelpfanna. Sei duat’s was. Na, na, na.

 

WIRT:            Hast wieder net schlafen können.

 

MARI:            Umtrieben hats mi.

 

WIRT:            Warst a weng drauß.

 

MARI:            Bloß a paar Schritt um an Stock.

 

WIRT:            Hast wirkli koan Hunger? Fallst mir ja vom Fleisch.

 

MARI:            Um mei Fleisch kümmer i mi selber.

 

Man sieht unter ihrem schwarzen Rock einen bunten, sexy Unterrock aufblitzen. Der Hund heult wieder.

 

MARI:                                    Gsssch! Sei staad, Zerberussl!

 

WIRT:            Hundsviech, bleds.

Jetzt hört man einen Unfall: Reifen quietschen, es kracht, Stille. Eine Uhr tickt, das Pendel schwingt.

 

WIRT:            Kundschaft kimmt! In der Teufelkurven hats grad jemand erwischt. Aber i muaß no gschwind  ...  Ab in die Küche.

 

 

2. Szene

 

Es klopft und DIEKE tritt mit Rucksack ein. (DIEKE ist Fernsehjournalistin).Sie ist jung und könnte eine Motorradkluft tragen. Man sieht ihr den Unfall an.

 

 

DIEKE:            Hallo. Ist da jemand? Entdeckt MARI.  Entschuldigung. Ich mein, ich will nicht stören. Ich. Vielleicht ham Sie ja schon. Aber ich. Eine Schlange. Quer über der Strass. Es war ein Unfall. Ist aber nichts passiert. Der Schlange schon ... Mich hats. Nein, nicht gebissen. Mich hats gstraat. (gestreut) Ist aber nichts passiert. Glaub ich. Mein Handy. Ich muss. Es geht nicht mehr. Und die Maschin schaut bös aus. Den Unfalldienst. Könnt ich mal telefonieren?

 

MARI:            Mir ham koa Telefon net.

 

DIEKE:            Ah. Stimmt. Sonst hätt ich mich ja vorher bei Ihnen angemeldet.

 

MARI:            Bei uns meldt si koaner o. Zu uns kommt a jeder ganz von alloa.

 

DIEKE:            Allein? Nein, eigentlich wollt ich zu zweit. Mit einem Kollegen. Aber ich glaub, der hat nicht hergefunden. Vielleicht hat er sich verfahrn. Oder.

 

MARI:            Glaubst?

 

Genau in dem Moment kommt der WIRT: wieder, jovial, händereibend.

 

 

3. Szene

 

WIRT:            Sche, dass’S da san. Es war scho lang koa so a jungs Leben mehr bei uns. Im Wirtshaus zur Wiederkehr.

 

DIEKE:            Dann hab ich’s also doch gefunden. Das Wirtshaus zur Wiederkehr in der Höll. Ich hätt mich schon gern angemeldet, aber wegen dem Telefon ... Und warum heißt es eigentlich ‚in der Höll?‘ Bin ich jetzt in der ...?

 

WIRT:            Mei, so heißt’s halt bei uns. Es gibt mehrer Gegenden, die wo zur Höll heißen. Überall. Bei uns halt auch. Hier in Bayern.

 

DIEKE:            Eine schöne Uhr ham Sie.

MARI:            Die zählt die Sekunden von der Ewigkeit.

WIRT:            Von wo san‘S denn her. Wenn ma fragn darf.

 

DIEKE:            Wie bitte? Ach so. Ja. Ich komm vom BR.

 

WIRT:            Vom Be Err?

 

DIEKE:            Vom Bayrischen Rundfunk.

 

MARI:            Vom Radio kimmts.

 

DIEKE:            Nein, vom Fernsehn.

 

WIRT:            Ui, vom Fernsehn.

 

DIEKE:            Ja. Von der Sendereihe „Wirtshäuser unterm weißblauen Himmel“.

 

WIRT:            Aha.

 

MARI:            Ah, da schau her. Vom Fernsehn.

 

WIRT:            Wirtsshäuser ...

 

MARI:            unterm blauen Himmel.

 

WIRT            Weißblau.

 

DIEKE:            Richtig. Und ich bin frei-

 

MARI:            Frei?

 

DIEKE:            freiberufliche Mitarbeiterin.

 

MARI            Freiberuflich.

 

WIRT:            Mei. Dann wern’S an rechten Hunger ham.

 

MARI:            Da, tun’S was essen.

 

WIRT:            Aber des is do scho kalt, Großmamm. Warten’s, Fräun, Sie griang glei was Warmes.

 

DIEKE:            Aber nur, wenn es Ihnen keine Umständ macht.

 

WIRT:            Aber durchaus gar nicht.

 

Ab in die Küche.

 

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