Das sind Mitspieler im Planetentheater.

Links und rechts Mars im Schifferl und Pluto als Bock.

 

 

Mars schubst Pluto

 

 

Mit Pluto, dem Herrn der Unterwelt, einem mit großer Macht, ist nicht zu spaßen. Ich seh ihn oben auf dem Watzmann stehen und auf den Königsee runter schauen. Er beobachtet schon länger ein kleines Boot, das immer näher kommt. Drin ein Kerl, der ohne Ruder bis zum Ufer treibt und es auf den Kies zieht.

Pluto ruft: Was bist’n du für einer? 

Es ist Mars. An und für sich ist Mars heftig, von schnellem Entschluss, er schubst jeden. Aber mein persönlicher Mars steht in den Fischen. Da ist er verträumt, hat viel Geduld und vertraut auf Strömungen. Er kriegt schon was er will, auch wenn’s dauert.

Mein Mars schaut also die steile Wand hinauf, in der Pluto als Bock stolz inmitten seiner Herde Steinziegen steht. Ich bleib nur kurz Chef, sagt er, und bindet sein Boot an einen schwarzen Wurzelstock fest. Das Boot ist nicht mehr ganz dicht, fußhoch gluckert das Wasser drin, und ein paar Fischerl tummeln sich zwischen den Querrippen.

Klackerdiklack, Pluto springt leichthufig den Fels herunter.

Pass auf!, sagt Mars. Stoß mich nicht, sonst ... 

Was sonst?, fragt Mars drohend und zeigt sich jetzt in Mannsgestalt, aber immer noch mit seinen starken, gebogenen Hörnern.

Sonst fall ich ins Wasser, grinst Mars.

Pluto meint, er habe ihn nicht eingeladen und was er hier überhaupt wolle. Die Strömung habe ihn vorbeigetrieben, erklärt Mars und er hätte auch was mitgebracht. Er gibt Pluto ein schweres Medaillon in die Hand. 

Wo hast’n das her?, fragt Pluto. Er betrachtet das Profil eines schönen jungen Mädchens. Das will er haben, jetzt gleich, die ist sein Wunsch und Sehnen. Da hast mir aber sauber was eingebrockt, knurrt er. Der muss ich jetzt hinterher.

Mars lacht. Da wirst dich plagen müssen. 

Ach was, tönt Pluto, ich lass ein paar Blumen wachsen, Narzissen vielleicht. Junge Mädchen pflücken gerne Blumen und riechen daran, und schon hab ich sie. Und dann geht’s dahin. 

Mars pfeift durch die Zähne. Geht’s denn nicht mal anders? fragt er. Kannst du dir nicht vorstellen, dass sie dich mag so wie du bist? Stattlich, ein gut gewachsener Mann, breitschultrig mit mächtigen Gehörn, mit Kraft in den Schenkeln und wohlgestalt.

Pluto freut sich, dass er dem Fische-Mars imponiert. Dagegen bist du ein windiges Bürscherl.

Wenn’st meinst, sagt Mars. Wer recht hat, zahlt a Mass.

Und dann gehen sie in die Wirtschaft um die Felswand herum. Nach ein paar Halben fragt Pluto, wie sie den heiße und deutet auf das Medaillon. 

Halt dich fest, sagt Mars, es ist blutjunge Persephone.

Auweh zwick. Pluto reibt sich die Hörner. Da kriegt ich’s aber mit ihrer Mutter, der Demeter zu tun. (Demeter ist kein Reform-haus, sondern die große Kornmutter, die das Getreide wachsen lässt.) Die hat ihr Dirndl gehörig am Bandl, sagt Pluto verdrossen, sie wird es freiwillig nicht gehen lassen.

Ja, so schaut’s aus, sagt Mars. Aber du kannst es trotzdem mal anders machen als wie mit Gewalt.

Meinst?“, fragt Pluto. Wie denn?

Halt halt um ihre Hand an, sagt Mars. Mach den Mund auf! Frag Demeter, ob sie dir ihre Tochter zur Frau gibt.

Pluto traut sich nicht. Und wenn sie NEIN sagt, was mach ich dann?

Mars meint, dass eine anständige Mitgift da schon helfen könnt.

Pluto träumt: Persephone tät sich gut machen als Herrin der Unteren Welt. Viel jünger und schöner ist sie wie die alt Hekate, die immer noch meint, sie hätt das Sagen bei mir.

Dann seid’s halt drei, sagt der friedfertige Mars. Kellnerin, schenk ei!

Mars freut sich heimlich. Er hat einen zum Schubsen gefunden, Pluto, und der hat es nicht mal gemerkt. Da kann er sich selbst schön raushalten und nach ein paar Bier in der Watzmann-Eckwirtschaft wieder in sein Schifferl steigen und weiter dümpeln, während Pluto noch ein paar Monate ungeduldig auf den Frühling warten muss, weil Narzissen vorher nicht wachsen. Und Persephone nicht aus der mythologisch-griechischen Unterwelt aufsteigen wird. 

 

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